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Pressemitteilung

Vielfältige Landwirtschaft als Zukunftsmodell

Agrarpolitischer Lichtmesstag der ÖDP – Hoffnung Weltagrarbericht Mamming. „Bäuerliche Landwirtschaft ist mehr als den Markt zu bedienen“ so das Plädoyer von Sepp Rottenaicher, dem Referenten des diesjährigen „Agrarpolitischen Lichtmesstages“ der ÖDP. Herausforderungen für die Landwirtschaft zwischen Marktwirtschaft, sozialer Fairness und ökologischer Verantwortung zu erläutern, war die ihm gestellte Aufgabe.

Sepp Rottenaicher plädierte für bäuerliche Strukturen in der Landwirtschaft

Karl Wolf begrüßte zu Beginn der Veranstaltung im Namen des ÖDP-Kreisverbands die Gäste, darunter auch die Kreisräte Dr. Helmut Pix, Franz Zirngibl und Alois Schrögmeier. Als Referent des Abends hatte die ÖDP Sepp Rottenaicher geladen. Er ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und befasst sich dort auch mit Themen der ländlichen Entwicklung. Im Landkreis bekannt wurde er vor allem als Umweltbeauftragter der Diözese Passau. „In welcher Welt leben wir?“ Unter diese Überschrift stellte Rottenaicher seine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation, der sich Landwirtschaft stellen müsse. Und da gebe es seiner Meinung nach bei einigen Entwicklungen auch nicht viel zu beschönigen. So sei der Klimawandel eine Realität. Nur eine geringe Minderheit von Wissenschaftlern würde dies in Abrede stellen. So sicher wie zwei und zwei vier ergebe, so sicher sei seiner Überzeugung nach auch die Endlichkeit der fossilen Energien. Die Frage einer Umstellung auf regenerative Energien sei somit keine Frage des „ob“, sondern allenfalls des „wie“. Beim „wie“ bescheinigte er sowohl der aktuellen als auch der Vorgängerregierungen, ein gewaltiges „Tohuwabohu“ produziert zu haben. Er finde es traurig, dass es erst eines Unglücks wie in Fukushima bedurfte um die Energiewende einzuleiten. Er mahnte in diesem Zusammenhang aber auch zu mehr Ehrlichkeit. So etwas sei nicht ohne Opfer zu schaffen. Auf die Rolle der Landwirtschaft bei der Energiewende eingehend sagte er, dass man hier ohne Nutzung der Biomasse nicht auskommen werde. Dies müsse aber differenziert betrachtet werden. Fehlentwicklungen seien ehrlich anzusprechen. Im letzten Punkt ging er auf die demographische Entwicklung ein. Eine alternde Bevölkerung werde Auswirkungen auf die Ernährungsgewohnheiten und damit auch auf die Landwirtschaft haben. Dies sei vielen nicht bewusst. Ohne Zuwanderung gerechnet, werde die Bevölkerung Deutschlands innerhalb weniger Jahrzehnte auf die Größe Rumäniens sinken. Im zweiten Teil seines Vortrages ging er auf die Welternährungssituation ein und beleuchtete internationale Zusammenhänge. So stehe weltweit jedem Verbraucher 2400 qm Land zur Verfügung, was sich in den nächsten Jahren auf Grund steigender Bevölkerung und dem Brachfall von nutzbarem Land auf 1600 qm reduzieren werde. Bezeichnend sei, dass schätzungsweise annähernd 1 Mrd. Menschen hungere während eine gleiche Anzahl übergewichtig sei. Die Diskussion drehe sich im Übrigen längst nicht mehr um Teller oder Tank, sondern um Teller, Tank und Tonne. Alleine in Wien wandere so viel Brot in die Tonne, dass sich die Stadt Graz davon ernähren könne. Wie sei nun aber die Sicherstellung der Ernährung in Einklang mit Marktwirtschaft, sozialer Fairness und ökologischer Verantwortung zu bringen? Hoffnung gebe hier der Weltagrarbericht. Dieser habe sich als „Sensation“ herausgestellt. Hier stehe nämlich wider Erwarten nichts von Sicherstellung der Welternährung durch weitere Intensivierung, industrielle Strukturen oder Gentechnik. Im Gegenteil: Ein weiter so wie bisher sei keine Option, so die Quintessenz des Berichtes. Als neues Paradigma einer zukunftsfähigen Landwirtschaft würden dort stattdessen kleinbäuerliche Strukturen formuliert. Was diese sind, versuchte Rottenaicher an Hand von Charakteristiken dann auch zu definieren. Damit sehe er in der Landwirtschaft mehr als nur die Bedienung des Markts. Voraussetzung dafür sei aber, dass die nicht durch Markterlöse vergüteten Leistungen der Landwirtschaft honoriert würden. In diesem Sinne bekannte er sich zu weiteren Direktzahlungen für die Landwirtschaft. Wenngleich deren Verteilung dringend zu hinterfragen sei. Sehr betroffen mache ihn im Übrigen so manches Scharmützel zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Hier müsse aufeinander zugegangen werden. Nicht jedes Hinterfragen von Produktionsmethoden sei gleich ein Generalangriff auf die Landwirtschafft, so Rottenaicher abschließend.

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