Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Wenn ein Verhalten beiden Seiten schadet

Agrarpolitischer Abend zum Thema „verfehlte Agrar- und Handelspolitik“- Zu einem agrarpolitischen Reisebericht hatte der ÖDP-Kreisverband den fränkischen Milchbauern Johannes Pfaller eingeladen. Welche Probleme die aktuell verfehlte Agrar- und Handelspolitik auf beiden Seiten unseres Erdballs verursacht, war dann am Beispiel des afrikanischen Burkina Faso Thema seines Vortrags.

Agrarpolitik muss weltweit faire Produktionsbedingungen schaffen: Klaus Seufzger, Karl Wolf, Referent Johannes Pfaller, Alois Aigner, BDM-Kreisvorsitzender Josef Schermer, Thomas Muncz und Dr. Helmut Pix.

Karl Wolf begrüßte im Mamminger Gasthof Apfelbeck die Gäste darunter auch einige Kommunalpolitiker und erläuterte Hintergrund und Ziel der Veranstaltung. Referent Johannes Pfaller stellte sich dann als Vertreter des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM) vor. „Wir wollen mit unseren Betrieben nicht gegen die Gesellschaft sondern mit Ihr produzieren, brauchen dazu aber auch faire Bedingungen“, so beschreibt Pfaller die Zielsetzung seines Verbands. Der studierte Landwirt leitet im mittelfränkischen Landkreis Roth einen Betrieb mit 120 Milchkühen und kann auf internationale Erfahrung zurückgreifen. „Als die 1984 eingeführte Milchquote 2015 ersatzlos gestrichen wurde, begann ein gigantischer Produktionswettlauf“, so Pfaller im Rückblick. „Dies um den Preis eines existenzbedrohenden Totalabsturzes beim Milchpreis“. 4000 Milchviehbetriebe –und nicht die kleinsten- seien aus dem Markt geworfen worden. Die Reaktion war der Aufbau von über 400000 t Milchpulver in EU-Interventionslagern. Auf dem Rücken der Produzenten hierzulande sei dann ein aggressiver Preiskampf auch in Dritte Welt-Ländern begonnen worden. Damit spannte er den Bogen zu Burkina Faso, seinem afrikanischen Reiseziel. Man sei von MISEREOR kontaktiert worden, nachdem man dort die Erfahrung machte, dass viele Länder mit Milchpulver zu Dumpingpreisen überschwemmt würden. Schnell stellte sich bei Pfallers weiteren Ausführungen heraus, dass dies hier wie dort zu Existenzproblemen der Produzenten führt. Burkina Faso sei, insbesondere was die Niederschlagsmengen betrifft von der Natur benachteiligt. Trotz geringer Kosten könne dort Milch allenfalls für 40 - 50 ct. produziert werden. Europäisches Milchpulver sei aber mit 25 ct. auf die Märkte geworfen worden. Die Folge: Betriebe seien reihenweise aus der Produktion gedrängt worden. Trotz vieler Millionen Kühe herrsche dort zum Teil Hunger. Diese Dumpingpreise seien aber nur möglich gewesen, weil sie u.a. von der deutschen Landwirtschaft mit dem Preis der Substanz ihrer Betriebe bezahlt worden seien. „Was macht ein solches System für einen Sinn, wenn wir uns hier gegenseitig kaputtmachen“, so die an dieser Stelle ausgesprochene kritische Zwischenbilanz von Pfallers Reise. Weiter auf Burkina Faso eingehend berichtete er, dass das wirtschaftliche Leben vor allem aus Kleinökonomie bestehe. Dies sei im Übrigen bis vor allzu langer Zeit auch bei uns so gewesen. Leistungsträger der Wirtschaft insbesondere auf dem Land seien die Frauen. Was ihn am eisten erstaunt habe, sei, dass die Bevölkerung trotz eines sehr harten Lebens keinen unglücklichen Eindruck mache. Zukunft für dieses Land sehe er nur wenn die dortige Kleinstrukturierte Wirtschaft durch einen vernünftigen Außenschutz abgesichert werde und dadurch eine geschützte Entwicklung von unten möglich werde. Misereor unterstütze deshalb den Weg bäuerlicher Kleinprojekte insbesondere im Vermarktungsbereich. Im Gegensatz dazu gebe es auch Negativbeispiele verfehlter Entwicklungshilfe westlicher Länder. Besonders problematisch sei die Politik internationaler Grundstückskonzerne wie Louis Dreyfus, die zunehmend das Land aufkaufen würden. Abschließend ging er auch noch auf nötige politische Rahmenbedingungen für die hiesige Landwirtschaft ein. Der Michquote in Ihren Schwächen trauere man nicht nach. „Wir wollen aber ein mehrstufiges System der Mengenbegrenzung, das Auswüchse verhindert. Dies gebe es seit der letzten Milchkrise eigentlich bereits und müsse in den Grundzügen fortgeführt werden, was erstaunlicherweise ausgerechnet das deutsche Konglomerat aus Bauernverband und Regierung verhindere. Man wolle dies im Übrigen -unabhängig vom Staat- selbst verwalten. „Der Markt alleine regelt hier nämlich gar nichts, auch wenn die neoliberale Ideologie dies immer noch glauben machen möchte“, so Pfallers abschließendes Urteil.

Zurück